Gerüstbau

Gerüste verschiedenster Art sind heute von keiner Baustelle mehr wegzudenken. Egal ob Fassaden saniert werden sollen, Türme oder Treppenaufgänge - für jede Baumaßnahme gibt es das passende Gerüst. Doch Gerüste ist nicht gleich Gerüst. Abhängig von der Art der Baumaßnahme und was darauf gelagert werden soll, gibt es insgesamt sechs verschiedene Gerüstklassen mit vier Hauptgruppen. Die Klassen werden gemäß DIN 4420 in Abhängigkeit vom zulüssigen Nutzgewicht, zulässiger Flächenpressung und der Gerüstbreite eingeteilt.

Die Gerüstgruppe 1 wird ausschließlich für Inspektionsarbeiten mit einer Mindestbreite des Belags von 50 cm und einer Nutzlast von maximal 150 kg. In der zweiten Gerüstklasse werden hauptsächlich kleinere Arbeiten an Fassaden bewerkstelligt. So muss die Belagsbreite mindestens 60 cm betragen und die Nutzlast liegt ebenfalls bei maximal 150 kg.

Für Arbeiten zur Fassadenverkleidung, zum Dachdecken, Malern oder zur Bewehrung kommt meiste die Gerüstklasse 3 vor. Die minimale Belagsbreite beträgt dabei  60 cm und die Nutzlast darf 200 kg/m² nicht übersteigen. Auf diesem Gerüst dürfen Materialien und Baustoffe gelagert werden. Allerdings nur, wenn eine Durchgangsbreite von 20 cm gegeben ist.

Die Gerüstklassen 4, 5 und 6 sind für Arbeiten geeignet, bei denen Bauteile und Materialien auf Gerüsten  gelagert werden müssen. Dabei ist eine minimale Durchgangsbreite von 20 cm erforderlich. Arbeiten, die eine solche Klasse erfordern, sind unter anderem Maler-, Putz-, Bewehrungs-, Natursteinarbeiten und Arbeiten mit hohem Materialanteil.

Arbeits- und Schutzgerüst

Ein Arbeitsgerüst kann sowohl ein Dachgerüst, ein Systemgerüst als auch ein Fassadengerüst sein. Die Gerüste bestehen aus unterschiedlichen Materialien, wobei ein Alugerüst als Systemgerüst einen schnellen Auf- und Abbau garantiert. Da Aluminium leichter ist, wird es vor allem bei Rollgerüsten eingesetzt, so dass es einfacher zu bewegen ist.

Inzwischen findet man bei Systemgerüsten als auch Schnellbaugerüsten eine einfache Montagelogik, so dass Fehler beim Aufbau des Gerüstes fast vollständig vermieden werden.Diese Gerüstarten müssen in regelmäßigen Abständen sogenannten Gefährdungsbeurteilungen unterzogen werden, um die Sicherheit der Arbeiter weiterhin zu gewähren. Allerdings soll dennoch immer mindestens ein Aufsichtsführender sicherheitsgeschulter Gerüstbauer oder Kolonnenführer vor Ort sein, um den Auf- und wieder Abbau der Gerüste auf seine Richtigkeit hin zu überprüfen.

Arbeits- und Schutzgerüste sind Baukonstruktionen aus vorgefertigten Teilen aus Stahl, Holz, Aluminium oder Kunststoffen, die mit unterschiedlicher Länge und Breite an den unterschiedlichsten Einsatzorten ihrer Bestimmung entsprechend zusammengesetzt und wieder auseinandergenommen werden können.

Dachgerüst

Dachgerüste bestehen aus zwei oder mehr Leitern, die durch Verschrauben an die Dachfläche angebracht werden. Eine Hebebühne wird auf einer Stangenkonstruktion angebracht, mit welcher sich der Dachdecker auf den Leitern vor und zurück, hoch und runter bewegen kann. Die benötigten Materialien werden mit einem Gerüstaufzug befördert.

Heutzutage bestehen die meisten dieser Gerüste aus Aluminium, welches den Vorteil hat, dass durch sein geringes Gewicht die Dachmaterialien wie Ziegel oder Platten nur geringfügig belastet werden und trotzdem ein hohes Maß an Stabilität bietet. Außerdem ist ein Alugerüst nicht so stark rostanfällig wie ein Stahlgerüst. Des Weiteren ist es vergleichsweise einfach zu montieren. So machen spezielle Schiebeelemente ein modernes Dachgerüst in Auflagewinkel verstellbar. Dadurch kann das Gerüst an diverse Dachformen angepasst werden. Ein Vorteil des Baukastenprinzips besteht darin, dass der Transport auch in kleineren Wagen möglich ist.

Fahrgerüst

Fahrgerüste sind Gerüste längs-oder flächenorientiert, aber fahrbar.

Fassadengerüst

Das Fassadengerüst ist eines der am meisten genutzten Gerüste. Es ist das Arbeitsgerüst für den Fassadenbau. Diese Art kann in unterschiedlichen Formen auftreten, zum Beispiel aus Aluminium oder aus Stahl, wobei die Aluminiumgerüste zwar leichter aber teurer sind.

Ein Kupplungsgerüst dieser Art besteht aus unterschiedlichen Kupplungen, die die Rohre in verschiedenen Winkeln miteinander verbinden. Ein Fassadengerüst kann auch als Fahrgerüst vorkommen, welches die Beweglichkeit auf der Baustelle gewährleistet und ist häufig bei kleineren Arbeiten an Privathäusern zu finden.

Ebenfalls kann man das Fassadengerüst als hängende Gerüskonstruktion mit längenorientierten Gerüstlagen vorfinden.

Wird ein Fahrgerüst als Fassadengerüst verwendet, so ergeben sich einige Vorteile:

können auf ebenerdigem Grund schnell und einfach bewegt werden
relativ schneller Auf- und Abbau durch zumeist modularen Aufbau der Systeme
bieten sehr gute Lösung für selten auftretende Bedarfsfälle, zum Beispiel eine Dachrinnenreinigung

Hängegerüst

Hängegerüste sind Arbeitsgerüste und Schutzgerüste aus rahmen-, modul- oder systemfreien Bauteilen, flächen- oder längsorientiert in abgehangener Form an Ketten, Haken oder Systemteilen. Genutzt werden hierzu spezielle Trägerklauenkupplungen

Modulgerüst

Modulgerüste, auch Knotenpunktgerüste, sind Gerüste mit regelmäßigen Knotenpunktabständen zur Komplettierung mit anderen Gerüstbauteilen. Modulgerüste haben die höchste Belastbarkeit und sind am flexibelsten einsetzbar.

Rahmengerüst

Rahmengerüste sind Gerüste aus vorgefertigten Rahmen. Diese bestehen aus Stahlrohr oder Aluminiumrohr, welche horizontale oder vertikale Tragglieder bilden.

Raumgerüste

Raumgerüste sind Standgerüste mit flächenorientierten Gerüstlagen. Sie werden überwiegend im Industriebau und bei Einrüstungen von Räumlichkeiten eingesetzt.

Schutzgerüst

Schutzgerüste sind Gerüste zum Schutz von Personen aber auch Anlagen, Bauteile, Häuser und zum Umweltschutz. Schutzgerüste unterteilen sich in Wetterschutzgerüsten in Form von Dächern oder Schutzwänden, Fang- oder Dachfanggerüste für diversonen sowie Schutzdächer als Schutz vor herab fallenden Gegenständen.

Systemgerüst

Das Systemgerüst ist in seiner Montagetechnik sehr vereinfacht worden in den letzten Jahren, sodass Fehler bei der Errichtung fast komplett ausgeschlossen sind. Nach dem Fachausschuss Bau des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften wird das Systemgerüst wie folgt definiert: „Systemgerüste sind Arbeits- und Schutzgerüste aus vorgefertigten Bauteilen, für die einige oder alles Systemmaße durch fest an den Bauteilen angebrachte Verbindungen oder Verbindungsmittel vorgegeben sind. Sie werden unterschieden in Rahmengerüste und Modulgerüste.“ 

Nach der DIN 4420 müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

alle Abmessungen müssen stimmen
bei Rahmengerüsten müssen mindestens senkrechte oder waagerechte Tragglieder als Rahmen hergestellt sein
bei Modulgerüsten müssen die Abstände der vorgefertigten Knotenpunkte zur Befestigung der anderen Gerüstbauteile stimmen
Standards sind im Gerüstbau notwendig, um den Gesundheitsschutz gemäß der Unfallverhütungsvorschriften zu gewährleisten

Zu der Familie der Systemgerüste gehören sowohl fertige als auch mobile Gerüstkonstruktionen, wie zum Beispiel Fahr- oder Dachgerüste. Der Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass ein Fahrgerüst ein Arbeitsgerüst ist und ein Dachgerüst ein Schutzgerüst.

Traggerüst

Traggerüste sind Gerüste aus rahmen-, modul- oder systemfreien Bauteilen, flächen- oder längsorientiert zur Aufnahme von Lasten z.B. Brückenbau, Hochbau und Tiefbau oder als Unterkonstruktion zur Aufnahme andere Gerüste.

Blitzgerüst

Als Allrounder unter den Gerüsten gilt das sogenannte Blitzgerüst. Es ist sowohl einfach in der Lagerung und im Transport, als auch schnell im Aufbau. Dennoch bietet es einen sicheren Stand bei den unterschiedlichsten Arbeiten. Somit bildet das Blitzgerüst die ideale Lösung, vor allem für Privatanwender. Mit seinen wenigen Grundelementen bietet es eine variable Durchbildung und ist bildet die Grundlage für vielfache Erweiterungsmöglichkeiten. Die einfachste Ausführung eines Blitzgerüstes besteht aus:

  • Geländer
  • Bordbrett
  • Gerüstboden
  • Stellrahmen
  • Diagonale
  • Fußspindel

Das Grundprinzip ist sowohl simpel als auch clever. Aber trotz der vielen Vorteile und der einfachen Handhabung, ist zu beachten, dass es geprüft sein muss und nicht in beliebiger Höhe als Fassadengerüst genutzt werden kann ohne, dass eine zusätzliche Stabilisierung durch eine Verankerung an der Gebäudefassade erfolgt. Außerdem bedarf es auch in diesem Fall der Unterweisung durch einen professionellen Gerüstbauer.

Rollgerüst

Arbeiten an Fassaden, wie zum Beispiel Verschalen, Streichen oder Reinigen einer Wand, Verputzen oder Deckenarbeiten werden mit dieser Gerüstart bewerkstelligt. Aber uach die Säuberung und die Kontrolle einer Dachrinne werden auf diese Weise erleichtert. Allerdings bietet sich in diesem Fall ein bewegliches Arbeitsmittel an - ein Fahrgerüst, auch Rollgerüst genannt. Die Einsatzmöglichkeiten für ein solches Gerüst sind vielfältig. So kann man diese Art auch in Fabriken finden, wo sie zum Ersteigen von hohen Regalen dienen sollen, aber auch zum Erreichen von gestapelten Containern beziehungsweise großer Baumaschinen. Die Beweglichkeit für diese Aufgaben gewährleisten die am Boden befestigten Rollen, die entweder fest verankert oder frei beweglich sind.
ABER: In beiden Fällen müssen die Rollen über eine Feststellbremse verfügen.
Häufig bestehen die Gerüste zum großen Teil aus Holz und Aluminiumteilen und die Gerüstböden aus Sperrholz mit einem Rahmen aus Alu, welche mit einem Durchstieg für einen gefahrlosen Innenaufstieg versehen sind. Die dafür vorgesehenen Leitern sind ebenfalls aus einer Aluminiumlegierung gefertigt, somit sind sie leicht, rostfrei und stabil.